Mai und Juni 2023

Die Idee

Im Vorsommer, außerhalb der allgemeinen Feriensaison, eine gemütliche Tour in Richtung Süden. Viele Zwischenstopps einlegen, hier und dort einkehren, Städte, Dörfer und reizvolle Landschaften erkunden und ab und an einige sehenswerte „Highlights“ einbauen (Schluchten, Wasserfälle, Fossilienfundorte, Museen, historische Städtchen, Burgen, Schlösser, lukulische Leckereien und dergleichen).

Der Plan

Basel ansteuern und über die Schweiz (Genf) nach Savoyen. Dort Annecy besuchen und anschließend über spektakuläre Alpenstraßen sowie die „Route Napoleon“ zum „Tor der Provence“ in Sisteron. Ein Museumsbesuch der prähistorischen Ausstellung in Quinson (Verdon) und dann einige Tage relaxen auf einem ruhigeren, typisch provencalischen Campingplatz. Sodann in kleinen Etappen heimwärts in den Norden.

Die Ereignisse

Vorfreude ist bekanntlich die beste Freude – daher gehört das Pläneschmieden stets zur Urlaubsvorbereitung dazu. Eine Aufstellung diverser Zielpunkte mit möglichst umfassenden Infos (GPS-Daten, Adresse, Öffnungszeiten, Erreichbarkeit, Besonderheiten usw.) soll als Auswahlliste möglicher Anlaufpunkte dienen. Spontane Ideen oder Ergänzungen bleiben davon natürlich unberührt. Während der Fahrt machen es sich die Riesen recht gemütlich und sind entspannt.

Zunächst statten wir in Giessen dem Museum „Mathematikum“ einen Besuch ab. Prädikat: „Empfehlenswert!“ Der Übernachtungsplatz am Schwanenteich und dem sehr schönen Park ist einfach, aber zweckdienlich. Ein riesengroßer „charity-Lauf“ mit volksfestartiger Ausstattung und allem „Drum-und-Dran“ sichert uns bei den Foodtrucks ein prima Abendessen. Der Stadtbummel mit Inou und Kira zieht auch die Blicke der Artgenossen an. In der Stadt trifft alte und neue Baukunst hart aufeinander.

In Weinheim verbringen wir die nächste Nacht. Die Altstadt mit dem wunderbaren Marktplatz lädt zum Verweilen ein. In unserem Lieblings-Spielwarengeschäft werden wir fündig, um bei der Rückkehr den Daheimgebliebenen mit einem Urlaubspräsent eine Freude zu machen.

Kurz vor der Einreise in die Schweiz wollen wir erneut nächtigen. Das Weingut Straub in Blansingen bietet einen Stellplatz samt Flammkuchen-Jause. Die Abendrunde mit Inou und Kira eröffnet uns einen phänomenalen Rundblick zum Sonnenuntergang samt prächtigem Wolkenspektakel.

Oberhalb des Neuenburger Sees, in dem kleinen Nest Les-Ponts-de-Martel, befindet sich das größte Hochmoor der Schweiz. Ein ausgezeichnet angelegter Rundweg ermöglicht uns einen interessanten Einblick in die Landschaft sowie in die historischen Verhältnisse, als noch Torf abgebaut wurde. Bei der ortsansässigen Käserei erstehen wir ein passables Stück Käse .... zur Freude aller Zwei- und Vierbeiner. Annettes geliebtes "Michelinmännchen" auf einem Garagentor hebt die Stimmung enorm! Der Wettergott zeigt sich wenig gnädig, aber dennoch können wir ein paar Regenlücken nutzen, um mit den Vierbeinern die typisch alpenländischen Ausblicke zu genießen. Zur Kaffeepause finden wir einen "Foodtruck" an einer Passhöhe. Die Bergabfahrt macht uns fast schwindelig ......

Annecy, am gleichnamigen See gelegen, soll laut Michelin unbedingt einen Besuch wert sein. Zudem wird ein verlockender, käseüberbackener Kartoffelauflauf angepriesen (Tartiflette). Ein nachmittäglicher Stadtrundgang führt uns in ein Gasthaus, um die Empfehlung zu kosten. Wir sind überzeugt. Die Hunde bekommen zuerst einen Wassernapf serviert, bevor wir dran sind. Sowohl die Altstadt als auch der See mit seiner idyllischen Lage im Hochgebirge sind fabelhaft.

Über eine schmale Straße führt uns eine Umleitung in Richtung Cret de Chatillon. Beim Blick hinauf sagt uns das Wolkenspiel kein gutes Wetter voraus. Sicht da oben gleich null. Schmale Ortsdurchfahrten leiten uns runter nach Le Chatelard und dann in den Weiler Compote (248 Einwohner). Das Gasthaus "La Viperine" und die angebotene VE-Stelle für Wohnmobile (Versorgung- und Entsorgung) sowie die abendliche, bodenständige Verköstigung bereiten dem Reisetag einen entspannten Ausklang. Kira verschafft sich einen Ausblick auf die Hunde nebenan. Der Hünniegang bei frostigen Temperaturen beendet den Tag.

Ein Badestopp an der Teufelsbrücke (Pont du diable) gibt uns die Chance eines erfrischenden Bades in einem klaren Gebirgsbach. Über Grenoble geht es zur N75 in Richtung Sisteron. In Bahnhofsnähe finden wir auf dem Wohnmobilstellplatz eine Lücke. Der Charme des Platzes reicht gerade einmal für eine Übernachtung, sonst nichts. Die Stadt kann aufgrund ihrer außergewöhnlichen Lage an der Durance, der spektakulären Felsformationen und der grandiosen Festungsanlage gefallen. Eine Besichtigung mit Hunden ist möglich. Allerdings müssen Inou und Kira angeleint bleiben, denn die Wiesenflächen innerhalb der riesigen Burg werden von Schafen kurzgehalten. Nachmittags möchte Annette endlich eine Pizza aus dem Backautomaten probieren - Kira läßt das wohlriechende Etwas nicht aus den Augen.

Je weiter wir nach Süden kommen, desto regnerischer wird das Wetter. Ein Zwischenstopp an unserem geliebten Eichenwäldchen im Lavendelfeld in Valensole findet bei Regen statt. Der rötliche Boden ist matschig und bietet sich für Hundepfoten nicht an. Über Riez steuern wir Quinson an. Der Übernachtungsplatz ist ebenfalls wenig einladend. Der Boden sieht aus wie Erdbeersoße. Wir müssen aber in den sauren Apfel beißen.

Das prähistorische Museum in Quinson ist klasse und ähnelt unserem Neandertal-Museum sehr stark. Logischerweise zieht uns der Museumsshop wieder magisch an. Hat sich also der Weg dorthin gelohnt? Der Ort und die abgehende Wanderung in die Verdonschlucht sind klasse, für Hunde, selbst angeleint, ist der Wanderweg jedoch zu gefährlich und daher gesperrt.

Wir verlegen uns auf einen bekannten Campingplatz in Eygalieres am Fuße der "Alpilles". Sehr ruhig gelegen und ca. 20 Minuten Fußweg vom Ortskern entfernt, verbringen wir einige Entspannungstage. Das Wetter zeigt sich immer noch nicht von der erwarteten „Provencequalität“. Gleichwohl drehen wir sehr nette Wanderrunden, schlürfen ein paar Tassen Kaffee und können gar den quirligen Markttag genießen.

Genug des Reisens, jetzt soll mindestens eine Woche lang „Anker geworfen werden“. Wir schlagen die Zelte in Beaumes-de-Venise auf. Hier laufen wir täglich unsere 10km Mindeststrecke zu den bewährten Zielen. Lafare, Seguret, Suzette, Crillon-le-Brave, Le Barroux, Malaucene. So weit so gut. Immer noch bleiben die Witterungsbedingungen ungewöhnlich anders als erwartet. Vormittags sonnig, ab Nachmittag jedoch Gewitter und Regenschauer. Zum Glück bietet die köstliche Pizzabude nebenan feine Burger und Pizzen zum Abendessen. Nach gut einer Woche und einem Blick auf die Wetterprognose brechen wir nordwärts auf. France-Meteo zeigt uns in der Nordhälfte für die ganze Folgewoche feinsten Sonnenschein. In der Provence bleibt es allerdings bei dem wechselhaften Wetter. Wir schaffen es noch ganz knapp, die getrocknete, zuvor regennasse Ausrüstung vor der nächsten Himmelsdusche zu verladen.

La Garde-Adhemar wenig abseits unseres Nordkurses lädt zur Stippvisite ein. Eine tolle Renaissance-Gartenanlage, ein Belvedere, die Altstadt sowie spinatgefüllte Fleischbällchen im Restaurant L´Absinthe würden uns erwarten. Stimmte alles, das Resto hatte aber Ruhetag. Immerhin zwei croissants und zwei Eiskugeln aus dem Kaffeebecher waren die Ausbeute.

Weiter nach Donzerre, Aubenas und Pradelles führt uns der unglaublich beeindruckende Weg entlang der Ardecheschlucht und über die fast 1400m hohen Ardecheberge nach Brioude. Schöner Stopp!

Quer über das Zentralmassiv, vorbei an Clermont-Ferrand, steuern wir ein winziges Nest nahe Montlucon an. In Sainte-Severe-sur-Indre drehte der geniale Schauspieler und Regisseur Jacques Tati im Jahr 1947 den Film „Jour de Fete“ (deutsche Fassung: Tatis Schützenfest). Am Originalschauplatz befindet sich ein liebevoll eingerichtetes Haus, in dem seit über 70 Jahren alle erdenklichen Utensilien, Studios für Innenaufnahmen und ein historisches Kino zu besichtigen sind. Ein Rundgang durch das Dorf zeigt ebenfalls die entsprechenden Drehorte. An unserem Stellplatz quaken uns die Frösche im Dorfteich in den Schlaf.

Das Weingut Epinay in Vouvray ist eine France-Passion Einkehrmöglichkeit. 5 km östlich der Mülheimer Partnerstadt Tours gelegen, gibt es wieder abendliche Gassirunden durch Weinfelder. Nur gut zwei Stunden vom Meer entfernt, reizt uns der Lockruf des Meeresgestades. Das Wetter passt wieder (im Süden immer noch Gewitter und Schauern!) und wir finden in Villers-sur-mer eine brauchbare Unterkunft auf einem kleinen Stellplatz, nur 250m vom Strand entfernt. Wir schnuppern drei Tage lang die würzige Meerluft und laufen kilometerweit am Strand entlang (Hunde vom 15. Juni bis 1. September erst nach 20 Uhr erlaubt ... Glück gehabt!).

Manchmal sind die Hunde schneller als die schnellste Kamera .... oder war der Fotograf zu langsam?

Wir tauschen Meeresrauschen gegen Kunstgenuss. Unser Navi leitet uns über abenteurliche Straßen nach Pont l´Eveque, Evreux und Vernon schließlich nach Giverny. Claude Monet lebte lange Zeit hier und hinterließ für alle Kunstliebhaber aus der ganzen Welt ein grandioses Gesamtwerk und ein traumhaftes Fleckchen Erde. Prädikat: Extrem empfehlenswert! Einschränkung: Es besuchen ca. 800.000 Touristen jährlich diesen Ort – da kann es schon mal ungemütlich werden. Dennoch zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. 15 Minuten Fußweg entfernt finden wir gar eine Badestelle mit einem kleinen Sandstrand an der Seine. Die flussauf- und flussabwärts vorüberziehenden Wasserfahrzeuge (Hobbyschiffe mit Solarantrieb, Flusskreuzfahrer, Lastenkähne etc.) werden von uns "fachkundig" beäugt, die herangeschobene Minibrandung erinnert an unseren Strandurlaub. Die Hunde sind beim Badevergnügen überglücklich.

Zwecks VE (s.o.) steuern wir Beauvais an. Die Station ist kaputt. Gleiches erfahren wir in Doullens. Also ab nach Arras, was wir sowieso einmal anschauen wollten. Stellplatz klasse, Stadt in so manchen Gassen etwas gewöhnungsbedürftig, die Grand Place und die Place de Heroes sind allerdings beeindruckend. Mittags werden hunderte Kaffeetischchen aufgestellt. Die von uns aufgesuchte "Patisserie" hat alles, nur kein Speiseeis. Endlich gibt es aber die ersehnten Pommes frites mit Chti-Sauce. Die kleine Portion für 3 € schaffen wir zu zweit nicht!

Mittags brechen wir gen Heimat auf. Lille, Kortrijk, Gent, Antwerpen, Eindhoven, Venlo, Duisburg und Mülheim. Wie immer war Antwerpen eine Verkehrskatastrophe.

Das Fazit

Die mannigfaltigen Eindrücke kann man erst im Nachhinein richtig verarbeiten. Die vielen kleinen Momente der Zufriedenheit haben die Stressaugenblicke deutlich überwogen. Unsere Riesen haben den Urlaub toll begleitet. Wir haben sie stets in all unsere Aktivitäten einbezogen, außer es ging wirklich nicht (Museum, gesperrter Wanderweg ...). Daher, wie immer: BESTNOTE für Inou und Kira!